Die Jury stellt sich vor: Susanne Flach

Susanne FlachIn den nächsten Wochen stellen wir an dieser Stelle die Mitglieder der Jury für den Anglizismus des Jahres vor.

Den Anfang macht Susanne Flach, Anglistin, Sprachbloggerin und schon zum zweiten Mal Mitglied der Jury. Sie promoviert derzeit am Institut für Englische Philologie der Freien Universität Berlin und arbeitet außerdem in der E-Production eines großen deutschen Wissenschaftsverlags.

Wir haben mit ihr über die Wörterwahl, ihr Blog und ihre Forschung gesprochen.

Susanne, wo liegt für dich der Reiz der Anglizismus-des-Jahres-Wahl?

Mich reizt die gute Mischung aus Informationsgehalt und Unterhaltungswert, Transparenz der Wahl – da die Kandidaten öffentlich diskutiert werden – und auch ein bisschen der Seitenhieb auf die vielen endjährlichen Wortwahlen. Ergo: die Ernsthaftigkeit und das Sich-Nicht-Ganz-So-Ernst-Nehmen. Und schlussendlich ist es auch ein Beitrag zu einer Art Öffentlichkeitsarbeit.

Du warst ja auch im letzten Jahr schon dabei. Wie war das, und wirst du dieses Jahr etwas anders machen?

Das hat sehr viel Spaß gemacht. Anders machen? Eventuell mehre Kandidaten diskutieren. Sehr spannend war z.B. die Zusammenarbeit mit Kristin, als wir unsere Gedanken zu einem Kandidaten zeitgleich veröffentlicht haben. Das machen wir bestimmt wieder.

Du hast eben den Aspekt der Öffentlichkeitsarbeit erwähnt. In deinem Blog */ˈdɪːkæf/ – coffee & linguistics bloggst du ja regelmäßig über Sprache. Wie hat das angefangen?

Angefangen hat das während meiner Magisterarbeit eine Art Tagebuch aus der Einzelhaft des Arbeitszimmers, dann habe ich zunehmend linguistische Themen aus meinem
Prüfungsthemenkatalog dazugenommen. Nach dem Abschluss meines Studiums kam dann der Schwenk zum fast reinen Linguistik-Blog.

Welche Themen beschäftigen dich besonders?

Was mir so über den Weg läuft, vor allem dann, wenn es einen greifbaren oder aktuellen Bezug zum (Sprach-)Alltag eines interessierten Laienpublikums haben könnte. Schwerpunkte setzt häufig die Inspiration aus der Sprachkritik oder der Sprachpolitik; demnächst kommt die Motivation vermutlich vermehrt aus meinem Dissertationsthema.

Genau, du bist ja nicht nur Bloggerin, sondern auch aktive Forscherin. Womit beschäftigst du dich in deiner eigenen Forschung zur Zeit hauptsächlich?

Mit einem Teilbereich der historischen Linguistik, der Grammatikalisierung. Das ist die Entwicklung und Herausbildung grammatischer Strukturen aus lexikalischen Einheiten im Englischen.

Gibt es da eine Verbindung zur Anglizismus-des-Jahres-Wahl?

In der Grammatikalisierungsforschung beobachten wir Sprachwandel über einen recht langen Zeitraum – das geht für den lexikalischen Bedeutungswandel, um den es bei unserer Wahl geht, natürlich schneller. Viele Prinzipien sind aber ähnlich und die historische Perspektive ist ein interessantes Add-on – egal, ob man nur 10 oder doch 1000 Jahre zurück reist. Englisch war und ist sehr aufnahmefreudig was fremdes Wortgut angeht, und es gibt keinen Grund, das nicht prinzipiell auch für Deutsch anzunehmen.

Mal ganz unter uns: Stören dich Anglizismen nicht auch manchmal?

Ja, durchaus.

Aber hast du denn dann gar keine Angst, dass die deutsche Sprache Schaden nimmt?

Nein.

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