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Publikumsliebling 2015: Refugees Welcome

Die Jury und das Publikum waren nicht immer einer Meinung, aber in diesem Jahr hatten sie mit dem Slogan Refugees Welcome einen klaren gemeinsamen Favoriten.

[Lesen Sie hier die Pressemitteilung mit der detaillierten Begründung der Jury.]

Publikumsliebling 2015 - Anglizismus des Jahres

Auch beim zweiten und dritten Platz waren sich Publikum und Jury über die Wörter einig, wenn auch nicht über die Reihenfolge. Während die Jury dem öffentlichen Sprachgebrauch ein stärkeres Gewicht einräumte und die Nachsilbe -(e)xit zur Bezeichnung von Austritten diverser Länder aus der Eurozone (Grexit, BrexitFrexitHuxit) auf den zweiten Platz wählte, war für das Publikum das Verb spollern, das, vor allem auf sozialen Netzwerken das Verraten wichtiger Plotentwicklungen von Filmen und Fernsehserien bezeichnet, ein klarer Favorit im Kampf um den Sieg.

Oxford Dictionaries Word of the Year: ?

Emoji: Gesicht mit LachtränenBeim Anglizismus des Jahres war das Wort Emoji – eine japanische Lehnübersetzung des englischen Wortes pictograph – im letzten Jahr ein heißer Kandidat im Rennen um den Anglizismus des Jahres. Die Redaktion der Oxford English Dictionaries ist nun einen Schritt weiter gegangen und hat gleich ein Emoji zum Oxford Dictionaries Word of the Year 2015 ernannt. Natürlich nicht irgendeins, sondern das häufigste: das Gesicht mit Lachtränen.

Lachen, weinen oder beides gleichzeitig wird sicher auch die eine oder andere Wortliebhaberin darüber, dass ausgerechnet ein schnöder Smiley diese wichtige Wörterwahl gewinnt – vor allem angesichts so interessanter Konkurrenten wie refugeeBrexit und lumbersexual (alle drei auch bei uns nominiert) oder they in seiner Funktion als geschlechtsneutrales Singularpronomen.

Begründet wird die Wahl des Tränenlach-Emoji damit, dass dieses Piktogramm von allen „Wörtern“ dasjenige sei, das die „Gesinnungen, Stimmungen und Sorgen“ des Jahres 2015 am besten wiedergebe. Was das genau heißen soll, wissen wir auch nicht, aber wir leben nun einmal im Jahrzehnt der Emoji, und da ist es nur konsequent, auch mal eines der bunten Bildchen zum Wort des Jahres zu küren.

Und keine Sorge: Wer doch lieber ein englisches Wort auf Platz 1 gesehen hätte, bekommt das ja im Januar von uns!

(Ihre Vorschläge können Sie hier einreichen).

Nominierungsphase für den Anglizismus des Jahres 2015 eröffnet

Nach neun Monaten Ruhe beginnen nun wieder drei arbeitsreiche Monate für unsere Jury: Bis zum 15. Dezember 2015 werden eure Vorschläge gesammelt und Wörtersammlungen und Zeitungsdatenbanken nach den schönsten, nützlichsten, kraftvollsten englischen Lehnwörtern des vergangenen Jahres durchkämmt. Bis zum neuen Jahr wird dann eine Liste der 10 besten Wortkandidaten zusammengestellt und euch in der ersten Januarhälfte präsentiert. Danach wählt ihr den Publikumsliebling und die Jury das Siegerwort, das, wie immer, Ende Januar bekanntgegeben wird.

Von Lehnwörtern und Sprachzerstörern

Es wird niemanden überraschen, dass unsere Aktion nicht überall Freude auslöst. Ungefähr ein Drittel unserer Post besteht nicht aus Vorschlägen für den nächsten Anglizismus des Jahres, sondern aus Vorschlägen ganz anderer Art.

Heute zum Beispiel schreibt ein Herr Herbert R.* aus einem Örtchen an der idyllischen Weinstraße:

Vorschlag: Sprachzerstörer
Quelle: Hirn
Begründung: Wer feiert, dass unsere Sprache durch UNNÖTIGE englische Ausdrücke zerstört wird, sollte sich mal an einen Psychiater wenden.
PS: Ich bin kein Rechter, sondern links.

Zunächst zu Ihrem Vorschlag, lieber Herr R.: Der qualifiziert sich leider nicht, denn er besteht ganz und gar aus Erbgut, das sich schon seit althochdeutscher Zeit in unserer Sprache findet: Sprache ist von sprechen abgeleitet, und das ist ein Verb, das sich zwar in der Form speak auch im Englischen findet, das aber beide Sprachen ohne Entlehnung von ihrer gemeinsamen Vorfahrin, dem Indoeuropäischen haben (dort lautete es *spreg-). Zerstörer ist von dem Verb stören abgeleitet, das mindestens bis zum Proto-Germanischen *sturjan zurückgeht und seine heutige Bedeutung über das althochdeutsche storen („verstreuen“) entwickelte. Es ist mit dem englischen stir („rühren“) verwandt, aber nicht aus dem Englischen entlehnt.

Nun zu Ihrem Ratschlag: Wir feiern nicht, dass die deutsche Sprache durch englische Ausdrücke zerstört wird, sondern, dass sie durch englische Ausdrücke bereichert wird. Denn sehen Sie, unnötige Lehnwörter gibt es nicht – wären sie nicht nötig, würde die Sprachgemeinschaft sie nicht entlehnen. Und was Ihre Empfehlung betrifft, einen Psychiater aufzusuchen so ist die zunächst sehr unsensibel gegenüber Menschen, die tatsächlich auf psychiatrischer Behandlung angewiesen sind; sie widerspricht im Übrigen Ihrem Wunsch, unnötige Lehnwörter zu vermeiden, denn Psychiater bedeutet ja nichts anderes als „Seelenheiler“, also verwenden Sie doch in Zukunft dieses schöne deutsche Wort.

Alle anderen dürfen gerne weiter Vorschläge für unseren Anglizismus des Jahres einreichen.

* Name geändert.

Nominieren Sie Ihren Anglizismus des Jahres 2014

Es ist soweit: die Nominierungsphase für den Anglizismus des Jahres 2014 ist eröffnet. Bis zum 21. Dezember können Sie Ihre Vorschläge für das schönste, interessanteste und/oder wichtigste neue englische Lehnwort des Jahres 2014 einreichen – entweder per E-Mail an anglizismus2014@anglizismusdesjahres.de oder über das Vorschlagsformular auf unserer Startseite.

„Neu“ heißt dabei nicht, dass das Wort vor 2014 in der deutschen Sprache nie aufgetaucht sein darf – es muss nur ein Wort sein, das im laufenden Jahr seinen Weg in einen allgemeineren Sprachgebrauch gefunden oder öffentliche Debatten in besonderer Weise geprägt hat.

Wie gewohnt wird dann unsere Jury eine Vorauswahl treffen und die besten Vorschläge sprachwissenschaftlich kompetent unter die Lupe nehmen – wir halten Sie in unserem Blog und über unseren Twitter-Account @anglizismenwahl auf dem Laufenden!

Am Ende wählen Sie dann in einer öffentlichen Abstimmung den Publikumsliebling und die Jury wählt den offiziellen Anglizismus des Jahres. Im letzten Jahr war das die Nachsilbe -gate, 2012 war es Crowdfunding, 2011 das inzwischen legendäre Wort Shitstorm, und 2010 das nach wie vor aktuelle Verb leaken.

Welches Wort wird in diesem Jahr das Rennen machen? Wir sind gespannt!

Wortkandidaten 2013: Land Grabbing

Mit dem erstmals nominierten Land Grabbing bezeichnet man die Praxis international agierender Agrar- und Energiekonzerne, sich vor allem in Entwicklungsländern große Anbauflächen anzueignen, die der lokalen Bevölkerung dann fehlen.

Im Lexikografieblog bespricht Jurymitglied Michael Mann die Chancen des Wortes auf den Sieg im diesjährigen Wettbewerb.

Zuwachs für den Anglizismus des Jahres

Als Sprache der Globalisierung ist das Englische nicht nur für das Deutsche eine wertvolle Quelle neuer Wörter, sondern für alle Sprachen. Und so war es wohl auch nur eine Frage der Zeit, bis der Anglizismus des Jahres sich in andere Sprachräume ausdehnen würde.

Inspiriert von der großen Resonanz, die die deutsche Anglizismenwahl in den letzten Jahren hervorgerufen hat, haben die Sprachwissenschaftlerin Sterre Leufkens und ihr Kollege Marten van der Meulen einen niederländischen Ableger ins Leben gerufen – den Anglicisme van het Jaar (wer Niederländisch lesen kann, erfährt hier alles über die Einstellung der beiden zu Lehnwörtern und deren Rolle für das Niederländische.

Ab sofort, und noch bis zum 28. November 2013, nehmen die beiden auf ihrer Nominierungsseite Vorschläge entgegen. Die Regeln gleichen dabei denen des deutschen Originals: Die Wörter müssen ganz oder in Teilen aus englischem Wortgut bestehen, sie müssen im laufenden Jahr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangt sein und sie müssen eine Bereicherung des Wortschatzes – in diesem Fall natürlich dem des Niederländischen – darstellen.

Wir freuen uns natürlich, dass es die Beste Wörterwahl der Welt jetzt auch in den Niederlanden gibt sind gespannt auf die Ergebnisse, über die wir natürlich auch hier berichten werden. Des Niederländischen mächtige Anglizismenfans können den Fortgang des Anglicisme van het Jaar natürlich auch direkt bei den niederländischen Kolleg/innen auf Facebook, Twitter oder in ihrem Blog De Taalpassie van Milfje verfolgen.

Die Vor- und Frühgeschichte des Anglizismus des Jahres

Im Internet geht ja eigentlich nicht viel verloren, aber dass der Anglizismus des Jahres einen kurzzeitigen Vorläufer hatte, habe ich nur durch Zufall herausgefunden.

Drei Jahre lang, von 1999 bis 2001, veranstaltete der Wörterbuchverlag PONS seine eigenen Wörterwahlen. Neben den „offiziellen“ Wahlen zum Wort des Jahres (durchgeführt von der Gesellschaft für Deutsche Sprache) und zum Unwort des Jahres (durchgeführt von einer unabhängigen Jury um den Frankfurter Germanisten Horst Schlosser) kürte auch PONS ein Wort, ein Unwort und ein Neuwort des Jahres – und in den ersten beiden Jahren außerdem einen Anglizismus des Jahres.

Viel ist von der Aktion nicht zurückgeblieben. Auf den Webseiten des Verlags finden sich keine Hinweise mehr auf diese Wörterwahlen – selbst, als das „Deutschblog“ des PONS-Verlags über unseren Anglizismus des Jahres 2011 berichtete, fehlte jeder Hinweis auf den hauseigenen Versuch, schon zehn Jahre zuvor eine Anglizismenwahl zu etablieren. Mit viel Geduld konnte ich aber in der Wayback Machine des Internet Archive eine alte Meldung des Verlags ausfindig machen, und mit den dort gefundenen Informationen dann auch die alten Pressemeldungen bei APA OTS. So können wir die Urahnen unserer Anglizismen des Jahres hier für die Nachwelt festhalten.

1999: Y2K
2000: 1. Green Card; 2. New Economy; 3. Analyst.

Im Jahr 2001 war kein Anglizismus des Jahres mehr dabei, aber auf Platz 3 der Neuwörter befand sich immerhin das Lehnwort Sexing. Danach verschwanden die PONS-Wörterwahlen wieder – warum, lässt sich nicht nachvollziehen.

Schade ist es allemal, weil laut Pressemitteilung die PONS-Wörterwahlen auf „Frequenzanalysen und Wortbeobachtungen“, also auf nach sprachwissenschaftlichen Kriterien ausgewerteten Daten, beruhten – etwas, das unter den heutigen Wörterwahlen nur der Anglizismus des Jahres von sich sagen kann.

Schade auch, weil die Wörter Y2K und Green Card einen schönen Einblick in die damalige Zeit festhalten – so wie es auch die von uns gewählten Wörter leaken (2010), Shitstorm (2011) und Crowdfunding (2012) tun. Und hoffentlich auch der Anglizismus des Jahres 2013, für den Sie noch bis zum 24. Oktober Ihre Nominierungen abgeben können.

Anglizismus 2013: Startschuss

Mit der Eröffnung der Nominierungsphase geht der Anglizismus des Jahres heute in die vierte Runde. Den Startschuss gab, wie immer, der Juryvorsitzende Anatol Stefanowitsch im Sprachlog.

Vier Wochen lang sammelt die Jury nun Nominierungen – dabei sind wie immer auch Ihre Vorschläge erwünscht. Auf unserer Nominierungsseite können Sie uns mitteilen, welches englische Lehnwort für Sie die deutsche Sprache im laufenden Jahr am stärksten bereichert hat.

Wir sind gespannt, welche Wörter in diesem Jahr in die Endrunde kommen und die Chance erhalten, den bisherigen Siegerwörtern leaken (2010), Shitstorm (2011) und Crowdfunding (2012) in den Olymp der Anglizismen zu folgen.

Auf dem laufenden halten können Sie sich hier im Blog, oder Sie folgen uns auf Twitter oder Facebook. Auch auf den Twitter- und Facebook-Kanälen des Sprachlogs erhalten Sie natürlich alle aktuellen Neuigkeiten.